- Autor: Dr. Colin Bien
Mittlerweile ist es gewiss: Unternehmen werden vermehrt und in größerem Umfang Daten und Informationen über ihre Nachhaltigkeitsleistungen offenlegen müssen. Wer dies noch nicht tut, sollte damit beginnen, um mit den heraneilenden Gesetzen Schritt zu halten. Zudem kann eine Berichterstattung Chancen bieten, z.B. Optimierungspotenziale aufzeigen und konkrete Vorteile gegenüber der Konkurrenz schaffen.
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1. Sicherstellen, dass die Geschäftsführung die Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützt
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung stellt regelmäßig und strukturiert Informationen über Leistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance bereit. Für ein solch umfangreiches Projekt ist es entscheidend, die volle Unterstützung der Geschäftsführung hinter sich zu haben. Die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts wird das gesamte Unternehmen betreffen und ist auf die Unterstützung vieler Menschen in den unterschiedlichsten Abteilungen angewiesen. Das kostet Zeit, was im Unternehmen häufig Geld ist. Mit einem offiziellen Roll-Out oder einem unternehmensweiten Kick-Off Workshop durch die Geschäftsführung, das Management oder den Vorstand, können Diskussionen um Ressourcen und Mehraufwand aller Beteiligten vermieden werden. Am besten ist es, wenn direkt ein Zeitbudget freigestellt wird, sofern Mitarbeitende von ihren eigentlichen Arbeiten abgehalten werden. Der erste Schritt der Nachhaltigkeitsberichterstattung besteht daher darin, die Geschäftsführung mit guten Argumenten vom Mehrwert eines ESG-Reporting zu überzeugen.
Möchte die Geschäftsführung gleich in eine umfassende Berichterstattung einsteigen und einem anerkannten internationalen Standard folgen, ist die Global Reporting Initiative als Berichtsstandard zu empfehlen. Jedoch sollten dann auch ausreichend Ressourcen für das Thema bereitgestellt werden (z.B. Personal, Geld)
Bevorzugt die Geschäftsführung hingegen einen niedrigschwelligen Einstieg in die ESG-Berichterstattung, ist der Deutsche Nachhaltigkeitskodex der passende Berichtsstandard für das Unternehmen.
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2. Entscheiden, welches der richtige Berichtsstandard ist
Es gibt zahlreiche Standards, um einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Welcher der richtige ist und welcher Umfang an Kennzahlen- und Datenerhebung damit einhergeht, kann von vielen verschiedenen Faktoren abhängen.
Zum Beispiel von gesetzlichen Vorschriften in einem Land und Normen in einer Branche, von den Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die von anderen Unternehmen in seiner Wertschöpfungskette verwendet werden, oder von den Unternehmenszielen und der Philosophie. Am Ende kommt es daher häufig vor, dass Unternehmen nach mehreren Standards berichten und entsprechende Daten und Informationen offenlegen.
Es gibt mindestens 13 bekannte Rahmenwerke und Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
- EU Taxonomy for Sustainable Activities
- SDG – Sustainable Development Goals
- PRI – Principles for Responsible Investment
- CDP – Carbon Disclosure Project
- CDSB – Climate Disclosure Standards Board
- GHG – Greenhouse Gas Protocol
- GRI – Global Reporting Initiative
- IIRC – International Integrated Reporting Council
- SASB – Sustainability Accounting Standards Board
- TCFD – Taskforce on Climate Related Disclosures
- DNK – Deutscher Nachhaltigkeitskodex
- GWÖ – Gemeinwohlbilanz
- UN Global Compact
Die GRI kann bei einer ersten Berichterstattung durchaus komplex sein, da die Tiefe und Breite an Themen und damit auch die Datenmenge die zu erfassen ist, anspruchsvoll sein kann. Wer aber international im Geschäft ist, sollte die GRI zum Berichtsrahmen machen.
Der DNK ist in seiner Struktur deutlich einfacher aufgebaut (20 Kriterien), ist thematisch weniger breit und umfasst weniger Datenpunkte als andere Standards. Liegt zudem kein internationales Geschäft vor und wird erstmalig berichtet, bietet der DNK alles, was es braucht. Ein Umstieg auf die GRI ist jederzeit möglich, da der DNK auf Leistungsindikatoren der GRI zurückgreift.
Beispiel VAUDE
Der Outdoor Hersteller VAUDE hat Nachhaltigkeit zu einem Kernbestandteil seines Geschäfts gemacht und erhebt eine Vielzahl von Daten und Metriken. Laut der Website von VAUDE verwendet das Unternehmen verschiedene Standards und Rahmenwerke für das Nachhaltigkeitsmanagement und die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Es wird bspw. das Greenhouse Gas Protocol (GHG) angewendet, um Emissionen zu erfassen und Reduktionspfade festzulegen. Gleichzeitig wendet es ein Rahmenwerk der Fair Wear Foundation (einer gemeinnützigen Organisation, die sich für faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie einsetzt) an, um Daten im Zusammenhang mit sozialer Nachhaltigkeit zu überwachen. Der jährliche Nachhaltigkeitsbericht von VAUDE stützt sich zudem auf die Global Reporting Initiative (GRI), den jährlichen Brand Performance Check der Fair Wear Foundation und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen. Außerdem wird eine Gemeinwohlbilanz erstellt und nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex berichtet.
Einige Standards befassen sich mit allen ESG-Themenbereichen, andere konzentrieren sich auf wenige Themen (z.B. ausschließlicher Fokus auf Treibhausgasemissionen). Mit Blick auf die Zielgruppen der Standards kann man diese grob in solche teilen, die einen engen Kreis von Stakeholdern (in erster Linie Investoren) adressieren und solche, die eine Vielzahl an Gruppen adressieren, einschließlich Kund:innen, Mitarbeitende oder Analyst:innen.
Will ein Unternehmen über die spezifischen Risiken berichten, die der Klimawandel für seine Finanzergebnisse darstellt, sollte es entweder nach CDSB (einen spezifischen Standard) oder nach TCFD (einen umfassenden Rahmen) berichten. Unternehmen, die über eine breite Palette von Themen berichten wollen, wie den Beitrag des Unternehmens zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung, können z.B. die SDGs selbst nutzen aber auch GRI, SASB oder IIRC verwenden. Die GRI ist der weltweit am häufigsten verwendete Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Um eine fundierte Entscheidung hinsichtlich des Standards zu treffen, muss in der Regel eine Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt werden, die die richtigen Themen und Indikatoren identifiziert.
3. Prozesse einrichten, um die Qualität von Nachhaltigkeitsdaten zu prüfen
Es versteht sich von selbst, dass Nachhaltigkeitsdaten korrekt sein sollten. Doch es gibt viele Probleme, die zu fehlerhaften Daten führen. Gerade deshalb müssen Unternehmen von Beginn an Prozesse und Sicherheitsvorkehrungen einrichten, um gelieferte Daten und Informationen auf Verlässlichkeit und Validität prüfen zu können. Die Verwendung eines Systems oder einer Software zur Prüfung und Kontrolle kann dazu beitragen, Fehler zu erkennen, bevor sie zum Problem werden.
Für jeden Indikator sollten daher Berechnungsmethoden und Datenquellen dokumentiert und Nachweise und Belege griffbereit sein. In der Entwicklung unseres Tools haben wir genau darauf geachtet. Denn auch, wenn einige Daten in Form von Zahlen kommen, die ja universell sind (ein Kilowatt Strom ist immer gleich, egal wo und wie es verbraucht wird), hängt die Klassifizierung und Bedeutung der Kilowattstunde für die CO2-Emissionen von zusätzlichen Daten ab, z.B. ob das Kilowatt Strom aus einem Solarpark oder einem Kohlekraftwerk stammt.
Da die Datenvielfalt bei der GRI hoch ist und damit meist auch die Menge an Menschen, die in dem Prozess involviert sind, steigt die Fehleranfälligkeit in der Regel. Daher sollte bei der Berichterstattung nach der GRI von Anfang an neben dem Vier-Augen-Prinzip auch eine automatisierte Datenprüfung erfolgen sowie eine Dokumentation der Veränderungsverläufe der Daten. Tools wie WeShyft unterstützen diese Form der Datenprüfung.
Zwar ist die Datenmenge und -vielfalt beim DNK geringer als bei der GRI, doch auch hier empfehlen wir das Vier-Augen-Prinzip und eine Dokumentation des Änderungsverlaufs bei der Datenerfassung. So ist immer einsehrbar, ob ein Wert nach Ersteingabe nochmal verändert wurde. Solche Veränderungen mit einem Kommentar zu versehen, kann den Prozess für alle nachvollziehbarer machen und möglichen hin-und-her Fragen verhindern.
4. Gewährleisten, dass Stakeholder in den Berichterstattungsprozess integriert werden
Schon lange ist das Konzept der Stakeholder und des Stakeholder-Managements in der Unternehmensführung angekommen. Aus gutem Grund: der ausschließliche Fokus auf die Shareholder ist aus der Zeit gefallen, weil Unternehmen gesellschaftliche Akteure sind, die von vielen Akteur:innen beeinflusst werden und diese beeinflussen. Diese Gruppen zu identifizieren und mit ihnen in den Austausch zu treten, kann für den Erfolg des Unternehmens entscheidend sein. Zudem gibt es starke Belege dafür, dass das Stakeholder-Engagement auch für die Nachhaltigkeitsberichterstattung entscheidend sein kann.
So wollen Stakeholder, dass die Themen und Informationen, die für sie relevant sind, auch im Bericht Platz finden. Damit wird auch das Risiko reduziert, die Nachhaltigkeitsaktivitäten auf die am wenigsten relevanten Ebenen zu konzentrieren oder die Möglichkeiten eines gezielten strategischen Engagements zu verpassen.
Unternehmen sollten sich gezielt auf die einflussreichsten und wichtigsten Stakeholder konzentrieren und auch über die Herausforderungen, die sich bei ihrer Einbindung ergeben, transparent berichten. Einigen Unternehmen wird sogar die Möglichkeit eingeräumt, die Nachhaltigkeitsbemühungen eines Unternehmens zu kommentieren und zu kritisieren, was zu einem ausgewogenen Bericht beitragen kann.
5. Dafür sorgen, dass die richtigen Personen mit an Bord sind
Ein Nachhaltigkeitsbericht ist ein Gemeinschaftswerk. Prozesse können noch so gut sein, wenn die entscheidenden Personen im Unternehmen nicht mitspielen, kann die Berichtserstellung schnell zu einem schleppenden und kräftezehrenden Projekt verkommen.
Im Gegenteil kann sie stark davon profitieren, wenn die richtigen Personen unterstützen. Die Finanzabteilungen kann bspw. bei der Vorbereitung der Nachhaltigkeitsberichterstattung eine Schlüsselrolle spielen. Der Chief Finance Officer oder das Finanzcontrolling können ihre Erfahrung und ihr Wissen dazu beitragen, Prozesse und Kontrollen für die „nichtfinanzielle“ Berichterstattung zu gestalten. Sie können helfen, wirksame Steuerungs- und Entscheidungsprozesse der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu etablieren und eine stärkere Legitimation für die nichtfinanziellen Prozesse zu erhalten. Zudem kann es für weitere Nachhaltigkeitsaktivitäten von großer Hilfe sein, wenn eine klare (positive) Verbindung zwischen finanziellen und nicht-finanziellen Informationen hergestellt wird.
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