Wesentliche Nachhaltigkeitsauswirkungen in der Lieferkette erfassen

Für jede der in der Lieferantenvisualisierung identifizierten Lieferantenaktivitäten (z. B. Herstellung von Komponenten in der Automobilbranche) werden die jeweiligen Nachhaltigkeitsaspekte (z. B. Emissionen von Luftschadstoffen) und Nachhaltigkeitsauswirkungen (z. B. Gesundheitsschäden durch Luftverschmutzung) analysiert. Es ist wichtig, möglichst alle Nachhaltigkeitsaspekte einer Lieferantenaktivität zu kennen, da eine umfassende Informationsbasis über Aktivitäten der Direkt- und Unterlieferanten Voraussetzung ist, um die wesentlichen Nachhaltigkeitsauswirkungen für Umwelt, Betroffene und das eigene Unternehmen zu ermitteln. Diese Informationsbasis ist maßgeblich für weitere Schritte im Lieferkettenmanagement und bildet in der Folge eine Grundlage für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (auch im Rahmen des beschlossenen Lieferkettengesetzes).

KOSTEN
AUFWAND
IMPACT

Nachhaltigkeitsauswirkungen in vier Schritten erfassen

Soziales

Dimension

Human Rights & Supply Chain

Handlungsfeld

Auswirkungen & Risiken erfassen

Ziel

Planen

Um die wesentlichen Nachhaltigkeitsauswirkungen in eurer Wertschöpfungskette zu bestimmen, müssen zunächst drei Fragen beantwortet werden:

  1. Was sind die Nachhaltigkeitsaspekte (z. B. 1. Emissionen von CO₂-Emissionen durch Transport; 2. Nutzung von Chemikalien bei der Herstellung von Kleidung) der Produkte, Tätigkeiten oder Dienstleistungen eurer Direkt- und Unterlieferanten, die potenzielle Auswirkungen auf Umwelt und Menschen in der Lieferkette haben? Erfasst und bildet diese systematisch in einer Tabelle oder Grafik ab.
  2. Was sind nicht beeinflussbare Faktoren in der Lieferkette (z. B. 1. Dürre in Afrika; 2. Überschwemmung in Indien; 3. Putsch in Myanmar)? Erfasst und bildet diese systematisch in einer Tabelle oder Grafik ab.
  3. Was sind die tatsächlichen positiven oder negativen Auswirkungen der identifizieren Nachhaltigkeitsaspekte auf Umwelt und Menschen (z. B. 1. Folgen der globalen Erwärmung für Mensch und Umwelt durch CO₂-Emissionen; 2. Gesundheitsschäden von Arbeiter:innen an Produktionsstandorten)? Erfasst und bildet diese systematisch in einer Tabelle gegenüber den dazugehörigen Nachhaltigkeitsaspekte ab.

Ihr solltet bei der Identifizierung und Beschreibung von Nachhaltigkeitsauswirkungen sorgfältig sein und den Austausch mit verschiedenen Akteur:innen und Institutionen suchen, denn nur so kann die Analyse der für euer Unternehmen wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen und Handlungsfelder in der Lieferkette robust werden.

Testen

Wie beschrieben ist es sinnvoll, die vermuteten Nachhaltigkeitsauswirkungen entlang eurer Wertschöpfungskette durch den Einbezug von Dritten zu prüfen. Dazu stehen euch folgende Möglichkeiten bereit:

  • Gespräche mit Kolleg:innen: Wie bereits in der Visualisierung der Lieferkette beschrieben, können Kolleg:innen z. B. aus dem Einkauf oder der Produktentwicklung ihr Wissen mit in die Analyse einbringen, um die Nachhaltigkeitsauswirkungen und -risiken entlang der Lieferkette zu identifizieren. Geht direkt ins Gespräch oder startet eine Mitarbeitendenumfrage.
  • Dialog mit Zulieferer:innen: Ihr solltet prüfen, ob ihr Informationen über die Nachhaltigkeitsauswirkungen von Lieferantenaktivitäten der Direkt- und Unterlieferanten erhalten könnt. Solche Datensammlungsprozesse sollten gebündelt werden, bspw. in Form eines Fragebogens mit dem WeShyft Datenerfassungs-Tool, in einem Workshop oder Direktgespräch.
  • Dokumentenrecherche und Datenbanken: Informationen zu Nachhaltigkeitsauswirkungen lassen sich auch in Medienberichten, Publikationen von Branchenverbänden, NGOs und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie in Datenbanken finden. Ihr könnt ebenfalls prüfen, ob nicht bereits durch andere Kunden eurer Lieferanten eine öffentlich zugängliche Nachhaltigkeitsanalyse vorgenommen wurde. Lieferantenbewertungen gibt es bspw. in Online-Datenbanken wie Achilles, Ecovadis, Fair Factories Clearinghouse, Intertek, NQC, Sedex und Supply Shift. Doch auch bekannte Brancheninitiativen wie die Business Social Compliance Initiative (BSCI), EICC und Together for Sustainability bieten ihren Mitgliedern Daten aus einem gemeinsamen Pool an Audits an.
  • Dialoge mit NGOs, Verbänden und staatlichen Stellen: Viele NGOs verfügen über branchen- und/oder länderspezifische Informationen, führen Analysen durch und liefern professionelle Einschätzungen über Wertschöpfungsketten und Nachhaltigkeitsauswirkungen. Beispielhaft können hier Greenpeace, World Wildlife Fund (WWF), der Deutsche Naturschutzring, das Forum Umwelt und Entwicklung, Transparency International, Germanwatch, Misereor, CorA – Netzwerk für Unternehmensverantwortung sowie der Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe genannt werden.

Die Beurteilung durch weitere externe Anspruchsgruppen sollte in der Erfassung und Bewertung von Nachhaltigkeitsauswirkungen und -risiken ebenfalls berücksichtigt werden. Solche externen Anspruchsgruppen können unter anderem Investoren, Ratingagenturen, behördliche, zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Institutionen sein. Der Blick auf die Lieferkette eures Unternehmens und seine Aktivitäten von außen erhöht die Akzeptanz der Ergebnisse und hilft, die Themen, die für euer Unternehmen wesentlich sind, von innen und außen zu ermitteln.

Implementieren

Eine konkrete Implementierung der Ergebnisse gibt es aufgrund der konzeptionellen Natur dieser Maßnahmen nicht. Wir empfehlen, eine tabellarische Darstellung anzufertigen, die die Lieferantenaktivitäten, die dazugehörigen Nachhaltigkeitsaspekte und die resultierenden Nachhaltigkeitsauswirkungen beinhaltet. Diese sollte allen relevanten Personen im Unternehmen (z. B. Geschäftsführung, Einkauf, CSR-Abteilung) bekannt sein.

Etablieren

Um die Ergebnisse dieses Prozessschrittes umzusetzen, folgen zunächst weitere analytische Maßnahmen (z. B. Risiken bewerten und Handlungsfelder definieren), da diese Voraussetzung sind, um eine zielführende Maßnahmenplanung entlang der Lieferkette vorzunehmen.

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